

Der Millionste
Von Menschen und durchkreuzten Plänen
Das Jubiläum zur Ankunft des „millionsten Gastarbeiters“ Armando Rodrigues de Sá 1964 erinnert an die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte Westdeutschlands und würdigt die dafür geleisteten Beiträge der Arbeitsmigrant*innen.
Der Anlass, der dazu seit nunmehr sechzig Jahren gewählt wird, stellt mit der Million eine Zahl in den Mittelpunkt. Diese Zahl sagt, dass Migration messbar ist. Und was zähl- und messbar ist, scheint auch kontrollierbar zu sein. Die These der Ausstellung „Der Millionste. Von Menschen und durchkreuzten Plänen“ lautet daher, dass sich in diesen Würdigungen und Ehrungen immer auch die Vorstellung der Plan- und Steuerbarkeit von Migration ausdrückt.
Doch gerade die Anwerbepolitik in der Ära des westdeutschen „Wirtschaftswunders“ lief aus heutiger Sicht nicht nach Plan. Die Anwerbung war temporär gedacht, führte aber zu tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen: Viele Menschen blieben und Deutschland wurde zur Einwanderungsgesellschaft, wie wir sie heute kennen.
Durch die Gegenüberstellung von kleinen und großen, persönlichen und offiziellen, bekannten und unbekannteren Geschichten erzählt die Ausstellung von Plänen dieser Zeit – aber auch davon, wie sie durchkreuzt wurden.
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Andere mögliche "Gastarbeiter" in Köln-Deutz am 10.9.1964. Armando Rodrigues de Sá wurde nur zufällig zum wohl bekanntesten Unbekannten der jüngeren Migrationsgeschichte. Geplant war lediglich eine aus Portugal anreisende Person auszuwählen, um die Anwerbung aus diesem Herkunftsland anzutreiben. -
Augenzwinkernd wird im Film Almanya (2011) auf die Situation verwiesen, die Armando Rodrigues de Sá zum Millionsten gemacht haben könnte: Der Protagonist, ein angeworbener Arbeitsmigrant aus der Türkei, lässt de Sá bei seiner Ankunft in Deutschland höflich den Vortritt.